Was vor der Leica war

Der neue 35 mm breite Kinofilm beflügelte mehrere Erfinder, dieses qualitativ hochstehende Filmmaterial trotz seiner vergleichsweise bescheidenen Dimension auch für fotografische Zwecke einzusetzen. Obwohl allgemein die Leica als erste Kleinbildkamera bezeichnet wird, gab es eine ganze Reihe von Vorgängermodellen, die vor ihrer Kommerzialisierung im Jahre 1925 den 35 mm breiten Film benutzten.

Vor dem Kleinbildfilm galt das Format 4,5×6 cm als kleines Aufnahmeformat, und diese Negative wurden in der Regel nur im Kontaktverfahren in gleicher Grösse kopiert. Mit dem 35 mm breiten Kleinbildfilm wurde eine neue Technik notwendig und üblich, nämlich das Vergrössern der Bilder. Eine der ersten Kameras für den 35 mm breiten Film wurde vom Dänen Jens Poul Andersen konstruiert, doch mussten sich die Interessenten bis 1913 gedulden, bis die «Tourist Multiple» als erste Kleinbildkamera in den Handel kam. Sie blieb jedoch bei weitem nicht die einzige, denn es sind mindestens 28 Vorgängertypen für Kleinbildfilm bekannt, bevor die Leica auf den Markt kam.

Dennoch unterscheiden sich diese Vorgängertypen, was Bildformat und Ausführung anbelangt: Einige der Kameras verwenden den 35 mm breiten Film ohne Perforation, andere verwenden ein Bildfenster mit dem in der Kinematografie üblichen Format von 18×24 mm, oder sie nutzten den Film mit einem grösseren Bild besser aus. Aber keine dieser Kameras hatte den kommerziellen Durchbruch geschafft, was einerseits wirtschaftlich und politisch bedingt war, andererseits herrschte aber auch über Jahre gegenüber den kleinen Negative grosse qualitative Bedenken.

Illustration:
Kamera Sico, Kamerafabrik Simons & Co, Bern, Schweiz.
Otto Wolfang Simons ist der Erfinder einer Kamera für 35 mm nichtperforierte Filmstreifen, der Sico, welche er in seiner eigenen Fabrik, der Kamerafabrik Simons & Co in Bern herstellte. Er erfand diese Kamera drei Jahre vor der Erscheinung der Leica.