Der Fotograf und seine neuen Hilfsmittel

Mit dem Aufkommen der Trockenplatte von Richard Leach Maddox und den nachfolgenden Verbesserungen kamen schon bald handlichere Kameras auf den Markt, die mit einem Sucher, einem Verschluss und einem Plattenmagazin ausgestattet waren. Die Liebhaber grosser Reisekameras benutzen diese jedoch weiterhin und modernisieren sie mit einem mechanischen Verschluss.

Die Kameras jener Zeit waren immer noch grosse Kisten, die mehrere Platten enthalten und mit einem Spiegelreflexsucher für Hoch- und Queraufnahmen aus freier Hand benutzt werden konnten. Damit war weitgehend unbemerktes Fotografieren möglich, was der neuen Kameraform auch den Namen «Detektivkamera» einbrachte. Sie wurden um 1890 beliebt und konnten bis zu einem Dutzend Platten im Format 9×12 oder 13×18 cm enthalten, die man nacheinander belichten konnte. Der Plattenwechsel innerhalb der Kamera erfolgte durch Kippen der Kamera oder mit Hilfe eines Federmechanismus. Allerdings war den Detektivkameras keine lange Epoche beschieden, denn schon bald kamen Kameras auf den Markt, die flexiblen Rollfilm benutzten und damit bedeutend einfacher in der Handhabung waren.

Um 1890 kommen die ersten Klappkameras mit Faltbalgen auf. Das Objektiv lässt sich mit dem Balgen herausziehen und verriegeln. Im Objektiv befindet sich der Verschluss und an der Objektivstandarte ist ein Winkelsucher angebracht.

Spiegelreflexkameras, die über einen 45°-Spiegel im Sucher den exakten Bildausschnitt zeigen, gibt es bereits seit 1860, doch zwanzig Jahre danach erscheinen sie in einer moderneren, fast quadratischen Form. Der Schlitzverschluss läuft zur Belichtung unmittelbar vor der lichtempfindlichen Platte ab, lichtgeschützt durch einen beweglichen Balgen, der vorne an der Objektivstandarte angebracht ist. Das Licht wird über den 45°-Spiegel auf die Mattscheibe umgelenkt, die mit einem Sucherschacht vor störendem Nebenlicht geschützt wird.

 

Illustration:
Detektiv „Express-Detective“ von Paul Nadar, Paris, 1888.
Für ein Plattenformat von 13x18cm vorgesehen; die Frontseite der Kamera ist mit einer Tür ausgestattet, welche auf der Innenseite mit einem Drehverschluss versehen ist. Dieses Modell war auch in nicht ummanteltem Mahagoniholz im 9x12cm Format erhältlich. Der Kamera kann ebenfalls ein Rollfilmmagazin angefügt werden. Sie erhielt in der Ausgabe von 1889 der Weltausstellung eine Goldmedaille.