Die Fotografie klärt Verbrechen auf

Schon zu Beginn der Fotografie wurde in der Verbrechensbekämpfung die Daguerreotypie eingesetzt, um Täter zu identifizieren. Fotos auf Papier waren erst nach 1860 üblich und wurden vor allem die späteren «Cartes-de-visites» wurden zu einem wichtigen Mittel in der Justizfotografie. Die Porträts möglicher Verbrecher konnten nun in grösserer Anzahl verbreitet werden.

Nach der Belagerung von Paris 1871 wurden die Gefängnisinsassen in der Umgebung systematisch fotografiert, und nur ein Jahr danach wird ein spezieller Fotodienst bei der Polizei organisiert. Zur Vereinfachung der Delinquentenfotografie erarbeitet 1882 Alphonse Bertillon ein antropometrisches System – die sogenannte «Bertillonnage» – um Signalements-Karteien zu erstellen, auf denen neben dem Foto in Frontal-und Profilansicht alle Masse und Charakteristiken des Inhaftierten festgehalten sind. 1888 wurde Alphonse Bertillon Verantwortlicher für den Fotoservice der Identifikationsabteilung der Polizeipräfektur von Paris.

Im Atelier ist ein drehbarer Stuhl in idealer Distanz zur Kamera mit fixer Beleuchtung so installiert, dass die Frontal- und Profilaufnahmen in rascher Folge vorgenommen werden können. Das Labor wurde mit Spezialgeräten so eingerichtet, dass in einer Nachtschicht bis zu 20’000 Bilder in einem kleineren Format produziert werden konnten, die danach für die Personenfahndung breit gestreut werden konnten. Später wurde das Verfahren von Bertillon in ganz Europa eingesetzt.

In Lausanne war es Rodolphe Archibald Reiss, Professor für wissenschaftliche Fotografie an der Universität und Redakteur der Schweizerischen Photorundschau, der 1909 das wissenschaftliche Polizeinstitut gründete, in welchem die Methode von Bertillon ebenfalls praktisch anwandte.

Illustration:
Stuhl zur Bildaufnahme, nach Bertillon.