Die Mechanik und die Fotografie

Für lange Belichtungszeiten brauchte es keinen Verschluss – ein Objektivdeckel genügte. Bald wurde jedoch die Belichtungszeit zu Sekundenbruchteilen, so dass ein mechanischer Verschluss unumgänglich wurde. Die ersten Verschlüsse, die man zunächst einfach vor das Objektiv montierte, erschienen schon um 1860.

Einer der erste Verschlüsse bestand aus zwei federgesteuerten Klappen vor dem Objektiv. Für «besonders kurze Belichtungszeiten» empfahl man jedoch eher einen Guillotine-Verschluss, der aus einer Metalllamelle mit einer Öffnung bestand, welche in einem Rahmen vor dem Objektiv herunterfiel. Die Perfektion war der doppelte Guillotine-Verschluss, bei dem eine erste fallende Lamelle den Strahlengang freigab, während eine zweite die Belichtungszeit wieder beendete.

Diese einfachen Verschlüsse wurden schon bald mit Uhrwerken perfektioniert, was eine genauere Einstellung und kürzere Belichtungszeiten zuliess. Der Tuch-Schlitzverschluss vor dem Objektiv war lange im Gebrauch, mit den Vorteilen, dass dieser leicht war und kaum Erschütterungen bewirkte. Der schwarze Stoff war wie ein Storen um eine Achse gewickelt, und durch die Variation der Federspannung konnte eine sehr kurze Ablaufgeschwindigkeit erzielt werden.

Um 1900 setzen sich zwei verschiedene Arten von Verschlüssen durch: Der Schlitzverschluss, der mit zwei schwarzen Tuchstreifen unmittelbar vor der lichtempfindlichen Platte abläuft, und der Zentralverschluss, der ins Objektiv integriert ist. Letzerer besteht aus Metalllamellen, die sich aus dem Zentrum ins Verschlussgehäuse öffnen und sich danach wieder schliessen. Der Compur-Verschluss, der 1912 auf den Markt kommt, ist der Bekannteste dieser Art.

Illustration:
Blendenverschluss, Thury und Amey, Genf, 1884.
Dieser Blendenverschluss verfügte über einen sehr guten Ruf, er wurde von Nadar für die 1886 im „Journal Illustré“ erschienene Fotografie von Chevreul verwendet. Thury und Amey sind in Genf als Elektroingenieur und Begründer der Fabriken von Sécheron, und als Mechaniker bekannt.