Die Stereofotografie

Das Prinzip der binokularen Sehweise wurde erstmals 1831 vom britischen Physiker Charles Wheatstone beschrieben. Mit der Weltausstellung von 1851 in London gelangte die Stereofotografie in Mode und erreichte ihren ersten Höhepunkt im Jahre 1865. In den 1880er Jahren erlebt sie mit den Trockenplatten und wesentlich einfacher bedienbaren Apparaten einen weiteren epochalen Aufschwung.

1891 legt der Internationale Kongress der Fotografie als einheitliches Format für Stereobilder die Grösse 8,5×17 cm fest. Die vielfältigen Bilder, die man danach im blühenden Handel fand, stiessen auf grosse Beliebtheit, besonders nachdem sich die offenen, «amerikanischen» Stereobetrachter durchgesetzt hatten, die sehr einfach in der Handhabung waren.

Die ersten Klubs für Stereoskopie entstanden um 1900, doch wurde die Stereofotografie durch die aufkommenden Postkarten und später durch das Kino hart auf die Probe gestellt. Stereofanatiker mussten jetzt eng zusammenstehen …

Zwischen der Jahrhundertwende und 1920 gab es ein reichhaltiges Angebot an Stereokameras, wobei Jules Richard in Paris nicht nur Marktführer war, sondern auch qualitativ die besten Kameras herstellte. Ihm verdanken wir den Durchbruch der Stereoskopie mit dem im Januar 1893 patentierten Veraskop, das bei hohen technischen Qualitäten einfach in der Bedienung war und sowohl zum Fotografieren als auch zum Beobachten als Fernglas verwendet werden konnte. Der Erfolg dieser Kamera und ihrer Nachfolgemodelle, aber auch andere erfolgreiche Kameras, die die Taxiphote oder das Salon-Stereoskop von Richard, trugen um die Jahrhundertwende enorm zur Begeisterung für die Stereoskopie bei.

Illustration:
Kamera zur stereoskopischen Fotografie, le Vérascope, Jules Richard, Paris, 1903.
Ausgestattet mit einem Accessoire zur Bildaufnahmen durch einen Feldstecher hindurch.