Eadweard Muybridge und die eingefrorene Bewegung

Der in Amerika lebende englische Maler und Fotograf Eadweard Muybridge wählte als seine Lieblingsthemen Landschaften, Denkmäler, Schiffe und Pferde. Um die Bewegungen der Pferde im Galopp genauer darstellen zu können, untersuchte er ihre Bewegungsdetails mit Hilfe von Kameras, die in einer Reihe angeordnet waren und sukzessive mit einem vorbei galoppierenden Pferd ausgelöst wurden. Für diese Arbeitsweise erhält er 1878 ein Patent.

1872 trifft Muybridge den früheren Gouverneur von Kalifornien Lelan Stanford, der ein grosser Pferdeliebhaber ist. Um seinem Wunsch nach einer Bilderserie, auf welcher alle Bewegungsphasen eines galoppierenden Pferdes zu sehen sind, zu entsprechen, installiert Muybridge 12 Kameras in einer Reihe. Von jeder Kamera war ein Faden über die Rennbahn gespannt, der von den Pferdehufen durchtrennt wurde, was über einen elektrischen Kontakt die Verschlussauslösung bewirkte. Für diese Installation erhielt Muybridge im Juli 1878 ein Patent. Er verkaufte danach seine Fotografien, sowie Varianten davon für die Wundertrommel Zoetrop und das Betrachtungsgerät Praxinoskop, in seinem Laden in San Francisco.

Nach 1879 dehnt Muybridge seine Bewegungsstudien auf andere Tiere sowie Menschen aus und benutzt dazu 24 Kameras. Die internationale Presse verbreitet seine Erkenntnisse mit lobenden Worten.

Um seine Bilder besser präsentieren zu können, befasst sich Muybridge zu Beginn der 1880er Jahre mit der Projektion. Allerdings projiziert er keine fotografischen Bilder, sondern er malt die Darstellungen auf kleine Glasplatten, die er nicht nur in Amerika, sondern nach 1881 auch in Europa öffentlich vorführt.

1884 wird Muybridge an die Universität von Pennsylvanien berufen, um sich ganz seinem Lebenswerk widmen zu können, das 1887 erscheint: «Animal Locomotion, an electro-photographic investigation of consecutives phases of animal movements».

Illustration:
Raymond Lecuyer, Histoire de la photographie, Paris, 1945.