Emile Reynaud und das bewegte Bild

Im beginnenden 19. Jahrhundert fasziniert das bewegte Bild. Die Geräte der Bewegungsdarstellung beruhen auf dem Phänomen der Netzhautträgheit des menschlichen Auges und der Überlagerung eines Bildes mit dem nächsten.

Bereits um 1840 befasst man sich gedanklich mit der Projektion von bewegten Bildern. Der französische Optiker Jules Duboscq entwirft 1853 einen Projektor für stroboskopische Bilderscheiben. 1869 erhält der Engländer Thomas Ross ein Patent für die Projektion des Lebensrades – «Phenakistiscop» genannt – mit Hilfe einer Zauberlaterne, welche von Emile Reynaud markant verbessert wurde.

1864 begegnet der Präzisionsmechaniker Reynaud den Abt Moigno, der ihm die Zauberlaterne vorführt. Reynaud ist von diesem Gerät fasziniert. Er stellt fest, dass das Bild und die Farben durch dem schmalen Betrachtungsschlitz abgedunkelt werden, und entdeckt die Möglichkeit, die Schlitze durch Spiegel zu ersetzen, die im Zentrum des Betrachtungsgerätes kronenartig angeordnet sind. Am 30. August 1877 erhält Reynaud ein Patent für sein Praxinoskop oder «Wundertrommel», dessen Name sich aus dem Griechischen «praxis» = Aktion und «skopein» = untersuchen, herleitet.

Der leidenschaftliche Reynaud gibt sich damit jedoch noch nicht zufrieden. 1879 stellt er das Praxinoskop in einen Kasten, in welchem man durch einen Einwegspiegel das sich bewegende Bild in einem Dekor sehen konnte. In Verbindung mit einer Zauberlaterne wird daraus das Projektions-Paxinoskop, aus dem in einer grösseren Bauweise 1888 das erfolgreiche «optische Theater» entsteht. 1892 kommt es zu einem Vertrag mit dem Museum Grévin, wo seine «Pantomimes lumineuses» über Jahre eine erfolgreiche Darbietung sind.

Illustration:
Theater-Praxinoskop, Emile Reynaud, 1879.