Kameras mit mehreren Objektiven

Die Popularisierung der Porträtfotografie durch die Einführung der günstigen Cartes-de-viste-Bildchen und die höhere Empfindlichkeit der Platten ebnete den Weg für eine neue Kameraart: die Mehrfachkamera. Sie war mit mehreren Objektiven ausgestattet und belichtet mehrere Bilder gleichzeitig oder nacheinander auf eine Platte. Die Fotositzungen wurden dadurch kürzer – manchmal sogar spasshaft.

Die vielen Modelle der Mehrfachkamera, welche in dieser Zeit auf den Markt kommen, funktionieren nach drei verschiedenen Prinzipien:

Um 1850 gibt es an den Plattenkameras spezielle Vorrichtungen für Kassetten, um die Platte in horizontaler und vertikaler Richtung so zu verschieben, dass darauf mehrere kleinere Bilder angeordnet werden können.

Eine weitere Konstruktionsidee besteht darin, dass das Objektiv auf eine Platine montiert wird, die entsprechend verschoben oder gedreht werden kann.

Die dritte Möglichkeit besteht darin, die Kamera mit mehreren Objektiven auszustatten, mit denen mehrere Bilder gleichzeitig oder nacheinander auf die Platte belichtet werden können. Allerdings sind Kameras mit mehreren Objektiven zu teuer, so dass sich die verschiebbaren Plattenkassetten stärker durchsetzen. Interessant werden die Mehrfachkameras erst, als um 1900 die Fotos im Briefmarkenformat aufkommen, für welche die Mehrfachkamera prädestiniert ist.

Illustration:
Mehrbild-Kamera, Royal Mail Postage Stamp Camera, W. Butcher & Sons, London, um 1907.