Abel Niépce de Saint-Victor und die ersten Glasnegative

Der entscheidende Übergang 1848 zum Glasnegativ ist Claude Felix Abel Niépce de Saint-Victor zu verdanken, einem Cousin von Nicéphore Niépce und Berufsoffizier, der sich sehr für Chemie interessierte: Er hatte die Idee, flüssiges Eiweiss (Albumin) als «Klebstoff» zu verwenden, um die lichtempfindliche Emulsion auf dem Glas anzubringen.

Die Glasplatte wird mit einer dünnen Schicht flüssigen Albumins bestrichen, das etwas Kaliumjodid enthält, und – einmal trocken – vollkommen homogen ist. Sie wird anschliessend durch Eintauchen in eine Silbernitratlösung lichtempfindlich gemacht und dann – rund eine halbe Stunde – belichtet, entwickelt, fixiert und gewaschen. Es ist nicht notwendig, die Glasplatte gleich nach ihrer Belichtung zu entwickeln.

Der Positivabzug wird ganz normal anhand dieser Negativplatte hergestellt.

Dieses sehr langsame Verfahren – und hier liegt auch sein Nachteil – erzeugt Negative von hervorragender Qualität, die sich nur schwer von mit im nassen Kollodiumverfahren erzeugten Negativen unterscheiden lassen.

 

Illustration:
„Das Labor von M.Niépce de Saint-Victor, im Polizeiraum der Kaserne der Gemeindewache eines Vororts von Saint-Martin, 1848“ (Louis Figuier, La photographie, Paris, 1868-1888).