Die Nachteile des nur wenig transparenten Papiernegativs veranlassen die Forscher bald dazu, nach einem besseren Bildträger zu suchen: Die Verwendung von Glas erscheint verlockend, doch wie kann es mit einer lichtempfindlichen Emulsion beschichtet werden?
1846 löst der französische Chemiker Louis Ménard Schiessbaumwolle, einen im selben Jahr vom Basler Chemiker Christian Friedrich Schönbein erfundenen Sprengstoff, in einer Alkohol-Äther-Mischung auf. Er erhält eine sirupartige Flüssigkeit, die schnell hart wird und durchsichtig trocknet: Es handelt sich um Kollodium, das für verschiedenste Zwecke verwendet wird, unter anderem in der Medizin.
Gustave Le Gray, Fotograf und Verfasser einer praktischen Abhandlung zur Fotografie auf Papier und Glasplatten, die 1850 erschien, geht in einem einseitigen Anhang auf die Verwendung von Kollodium auf Glas ein. Seine nicht gerade einfache Methode scheint hingegen hervorragende Ergebnisse erzielt zu haben.
Im März 1851 entwickelt der englische Bildhauer und Kalotypist Frederick Scott Archer das sogenannte «nasse Kollodiumverfahren»: Die Platte muss unmittelbar vor Gebrauch präpariert werden, weil sie sonst ihre Lichtempfindlichkeit verliert, und muss sofort nach der Aufnahme entwickelt werden. Der Fotograf muss sich folglich mit einem «tragbaren» Labor ausrüsten, wenn er ins Freie geht! Die hervorragende Qualität der auf diese Weise erhaltenen Negative führt dazu, dass diese Methode sich in den 1860er Jahren gegen die Daguerreotypie und Kalotypie durchsetzen kann.