Das fotografische Fernglas

Das fotografische Fernglas löste die Detektivkamera in den 1890er Jahren ab. Inspiriert von den Stereokameras weisen die Foto-Ferngläser eine leicht konische Form auf, doch sind sie wesentlich kleiner und handlicher als die früheren Detektivkameras. Sie stossen deshalb beiden engagierten Fotoamateuren auf grosses Interesse, so dass die Hersteller verschiedenartige Modelle mit besonderen Ausstattungsmerkmalen und einem reichhaltigen Zubehörsortiment anboten.

Während die ersten Foto-Ferngläser relativ einfache Holzkonstruktionen waren, folgten bald edlere Modelle mit Leder überzogenen Metallgehäusen. Die Kameras waren mit einem einfachen zusammenklappbaren Rahmensucher und mit einem fixen Objektiv ausgestattet, das mit einem einfachen Verschluss versehen war. Das Magazin nahm 6,12, 18 oder gar 24 Platten in verschiedenen Formaten von 6×6,5 cm bis 9×12 cm auf. Es gab sogar ein Stereo-Fernglas mit einem Panoramaformat, das einen einzigartigen Seheindruck vermittelte.

Der französische Fotograf und Autodidakt Léon Gimpel war von 1897bis 1936 freier Mitarbeiter bei der Zeitschrift «L’Illustration». Mt seinem Foto-Fernglas Spido von Gaumont hat er viele Reportagen über das Leben in Paris fotografiert, sowohl schwarzweiss aber auch in Farbe, wobei er ein grosser Anhänger des Autochrome-Verfahrens war. Er beweist damit, dass das Foto-Fernglas als erste echte Reportagekamera betrachtet werden darf.

Illustration:
Einfacher Feldstecher, Belliéni, Frankreich, Nancy, um 1895.
Ausgestattet mit einem Zeiss Objektiv mit normaler Brennweite und einem Sucher mit faltbarem Rahmen.
(MSAP / collection Rizzolio)