Die Camera obscura

Die Abbildung einer Landschaft von aussen durch ein kleines Loch hindurch in einer dunklen Kammer ist ein Phänomen, das lange vor unserer Zeit bekannt war: Der griechische Philosoph Aristoteles hatte es bereits im 4. Jahrhundert vor Christus erkannt, ohne es jedoch erklären zu können.

Im 15. Jahrhundert gelingt es Leonardo da Vinci, das Phänomen rational zu erklären. Im Laufe des 16. und 17. Jahrhunderts kam die Idee auf, eine Linse einzusetzen, um die Bildwiedergabe zu verbessern; später wurde ein Spiegel montiert, um das Bild umzudrehen, und die Camera obscura kam auch als Zeichengerät zum Einsatz.
Die Camera obscura ist ein im 18. und beginnenden 19. Jahrhundert äusserst beliebtes Gerät. In Parks, Gärten und an Orten der Sommerfrische wurden Häuschen errichtet, in denen diese Instrumente zur allgemeinen Freude fest installiert waren.

Ab dem 16. Jahrhundert gilt die Camera obscura als das ideale Instrument für die Wiedergabe von Perspektiven und wird somit zum Werkzeug des Malers. Im 18. Jahrhundert kommt das Reisen in Mode, und man bringt mit Hilfe der Camera obscura erstellte Skizzen und Zeichnungen nach Hause. Verschiedene zusammenklappbare oder kompakte Modelle werden versierten Interessenten zum Kauf angeboten. Sogar Bedienungs- und Bauanleitungen für eine Camera obscura werden veröffentlicht, gleichzeitig versucht man, das optische System zu verbessern.

 

Illustration:
Camera obscura in portablem Prinzip: der Maler installiert sich im Innern gegenüber einer vertikalen, aus Papyrus gespannten Rückwand (Athanasius Kircher, Ars magna lucis et umbrae, 1646).