Robert Frank, seine Leica und die Amerikaner

In der Welt der Museen geschehen manchmal aussergewöhnliche Zufälle.

Bei der Vernissage seiner Ausstellung stellte uns Peter Olpe 2012 mit Dadi Wirz einen langjährigen Freund vor. Wirz wollte dem Museum gerne ein Geschenk machen: die Leica, mit der Robert Frank die Fotografien für sein berühmtes Werk „Die Amerikaner“ gemacht hatte.

Dadi Wirz war nach seinem Studium an der Kunstgewerbeschule in Basel in die USA gegangen, um dort Kupferstich-Technik zu unterrichten. Er drehte ausserdem einen Film über die Spuren seines Vaters, der als Ethnologe in Neu-Guinea lebte und dort auch starb. Im Jahr 1955 ging Wirz auf „Promo-Tour“ für seinen Film und lernte dabei in einem New Yorker Museum für Ethnographie Robert Frank kennen. Zu Beginn der 1960er Jahre schenkte Robert Frank ihm seine Leica – „für die nächsten Fotos aus Neu-Guinea“.

Es handelt sich um eine Leica 3, hergestellt nach 1934 und mit der Seriennummer 132545. Sie ist mit einem 50-mm-Nikkor S O Objektiv mit einer Lichtstärke von 1:1,4 ausgestattet, das die Seriennummer 331845 trägt.

Robert Frank, Jahrgang 1924, hat seine ersten Lebensjahre in der Schweiz verbracht. Die Fotografie zog ihn schon früh in ihren Bann, später machte er seine Leidenschaft zum Beruf. Nach einer ersten Reise nach Peru im Jahr 1948 reiste er mehrere Jahre lang kreuz und quer durch Europa und die USA, wo er sich als Beobachter der amerikanischen Gesellschaft einen Namen machte. Im Jahr 1953 erhielt er ein Stipendium der Guggenheim-Stiftung, um die amerikanische Kultur und Gesellschaft visuell zu dokumentieren, besorgte sich eine Leica und reiste von April 1955 bis Juni 1956 durch die USA. Dem daraus entstandenen Werk „Les Américains“, das Robert Delpire im Jahr 1958 veröffentlichte, folgte 1959 eine amerikanische Auflage mit einem Vorwort von Jack Kerouac.